Martin Auer: Der seltsame Krieg, Geschichten für die Friedenserziehung

   
 

Offene Worte von einem Europäer

Please share if you want to help to promote peace!

Der Träumer
Der blaue Junge
Auf dem Karottenplaneten
Angst
Noch einmal Angst
Die seltsamen Leute vom Planeten Hortus
Als die Soldaten kamen
Zwei Kämpfer
Mann gegen Mann
Der Krieg auf dem Mars
Der Krieg zwischen Sonne und Mond - und wie er beendet wurde
Der Sklave
Die guten Rechner
Der seltsame Krieg
Arobanai
Sternenschlange
Stau
Frieden beginnt bei dir selbst
Die zwei Gefangenen
Gerechtigkeit
Die verhexten Inseln
Geld
Im Krieg
Geschichte von einem guten König
Bericht an den Rat der Vereinten Sonnensysteme
Offene Worte von einem Europäer
Die Bombe
Vorwort
Download (Alle Geschichten in einer druckerfreundlichen Datei)
Wie kommt der Krieg in die Welt?
Über den Übersetzer/die Übersetzerin
Über den Autor
Mail for Martin Auer
Lizenz
Creative Commons licence agreement

Bücher und CDs von Martin Auer


In meinem Haus in meinem Kopf
Gedichte für Kinder

Die Prinzessin mit dem Bart
Joscha unterm Baum
Was die alte Maiasaura erzählt

Die Erbsenprinzessin

Der wunderbare Zauberer von Oz - Hörbuch zum Download

Die Jagd nach dem Zauberstab, Roman für Kinder - Hörbuch zum Download
Der seltsame Krieg
Geschichten über Krieg und Frieden

Zum Mars und zurück - Lieder
Lieblich klingt der Gartenschlauch - Lieder
Lieschen Radieschen und andere komische Geschichten - CD

Ich will jetzt einmal ganz offen etwas sagen. Gerade jetzt, wo viele um den Brei herumreden, wo keiner sagt, was er wirklich denkt, weil es "sich nicht gehört", weil es gegen die Tradition ist, weil es an Erinnerungen rührt, die besser begraben bleiben sollten, gerade da ist es nötig, dass einer einmal offen ausspricht, wie es wirklich ist.

Natürlich sind Ausländer, auch die aus dem Süden und Osten, auch Menschen. Das bestreitet ja keiner. Natürlich haben sie Augen, Mund und Nase wie wir, sie empfinden Liebe und Angst wie wir, sind begabt oder dumm wie wir und so weiter und so fort. Natürlich gibt es unter ihnen genauso wie unter uns Anständige und weniger Anständige, und wenn sie in geordneten Verhältnissen aufwachsen, sind sie nicht krimineller als wir.

Aber darum geht es doch nicht. Worum es geht, ist: Wir haben hier etwas zu verteidigen. Wir haben hier unsere Kultur zu verteidigen, und wir haben hier unseren Wohlstand zu verteidigen, ohne den es diese Kultur nämlich nicht gäbe. Tatsache ist doch: Wir leben hier in einem der reichsten Länder der Welt. (Und das gilt für alle, die das hier lesen können, für Deutsche genauso wie für Schweizer und Österreicher.) Wir haben hier einen Wohlstand und eine soziale Sicherheit, von denen die Griechen oder die Polen bei sich zu Hause nur träumen können. Äthiopier oder Kolumbianer können sich das nicht einmal vorstellen.

Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Von den sechs Milliarden Menschen auf dieser Welt leben nur eine Milliarde in den "Industrieländern". Und zu denen gehören eben wir. Wir, das reiche Sechstel der Menschheit, wir besitzen vier Fünftel des Reichtums der Erde! Wir verbrauchen 70 % der Energie, 60% der Lebensmittel, 85% des Holzes auf dieser Erde. Was, wenn die anderen daherkommen und ihren Anteil verlangen? Bis jetzt sind es eine oder eineinhalb Millionen arme Teufel, die sich zu uns flüchten, vor politischer Verfolgung, vor einem Krieg oder vorm Verhungern.

Na schön. Aber da draußen schauen nicht Millionen, sondern ein paar Milliarden armer Teufel voll Neid auf unseren Wohlstand!

Wir, das reiche Sechstel, haben sechzigmal soviel wie das ärmste Sechstel.. Das muss man sich einmal klarmachen, ganz ohne falsche Scham. Ein Deutscher verbraucht soviel Erdöl wie zehn Schwarzafrikaner. Ein Deutscher lässt soviel C02 in die Luft ab wie 65 Schwarze. Bei uns kommt auf zwei Einwohner ein Auto, Kinder mitgerechnet, in Indien kommt ein Auto auf 455 Leute. Wenn die auch alle so leben wollten wie wir, könnten wir den Planeten zusperren, da beißt die Maus keinen Faden ab! So viel Erdöl gibt es auf der Welt einfach nicht, dass die Schwarzen und Chinesen auch alle Auto fahren können. Das sind die Fakten!

Alle, die bei einem Tässchen Kaffee gern von Gerechtigkeit reden, die sollen sich einmal überlegen, wie viel sie für den Kaffee bezahlt haben. Vor zehn Jahren haben die Schwarzen da unten oder die Indios für 13000 Sack Kaffee von uns den Gegenwert von einer Lokomotive bekommen. Heute müssen sie uns, wenn sie eine Lokomotive kaufen wollen, 45000 Sack liefern. Man kann doch nicht sagen, dass uns das schadet. Auf unseren billigen Kaffee wollen wir alle nicht verzichten. Wie viele von denen, die so gerne von Gerechtigkeit reden, kaufen denn freiwillig den teureren Kaffee aus dem Dritte-Welt-Laden? Wer fragt, wenn er ein billiges indisches Baumwollhemd oder ein hübsches Seidentuch kauft, ob die nicht nur deswegen so billig sind, weil sie durch Kinderarbeit erzeugt werden?

Nein, uns allen ist das Hemd näher als der Rock, wir alle denken zuerst an die eigene Zukunft, an die eigene Familie. Das ist doch nur natürlich. Die Inder oder Chinesen würden es auch nicht anders machen, wenn sie die führenden Nationen der Welt wären.

Machen wir uns nichts vor: Unsere ganze Weltordnung beruht auf der Vorherrschaft der Weißen. Wo liegen denn die Industrieländer? In Nordamerika, in Europa, in Australien, Südafrika, Japan, Russland kann man schon gar nicht mehr dazurechnen. Praktisch sind das alles Weiße, die Japaner einmal ausgenommen.

Und mit absoluter Selbstverständlichkeit tun die Industrieländer alles, um ihre Vorherrschaft in der Welt zu verteidigen. Heute vor allem mit politischen und wirtschaftlichen Mitteln. Wir schützen ja nicht nur unsere Grenzen vor den Flüchtlingen aus den armen Ländern, wir schützen auch unsere Märkte vor ihren Produkten. Wir legen zum Beispiel auf rohe Baumwolle lange nicht so hohe Zölle wie auf fertige Textilien. Wir lassen uns von ihnen den Kakao liefern, aber keineswegs die fertige Schokolade. Wir müssen schließlich unsere Textil- oder Schokoladefabriken vor der Konkurrenz schützen. Wir können in Wahrheit überhaupt nicht daran interessiert sein, dass die Länder da unten ihre eigenen Industrien aufbauen, sich "entwickeln". Schließlich wollen wir ihnen weiter unsere Industrieprodukte teuer verkaufen und von ihnen billige Rohstoffe einkaufen.

Aber werden wirtschaftliche und politische Mittel - wie etwa die europäische Einigung - immer genügen, um unsere Vorherrschaft in der Welt zu sichern? Werden es eines Tages nicht auch militärische Mittel sein müssen? Als das Rote Weltreich zusammenkrachte, da haben einige eine Zeitlang so getan, als ob jetzt der ewige Frieden ausbrechen würde. Aber den Weiterblickenden war es klar, dass in Wahrheit die Probleme nicht so sehr aus dem Osten, sondern aus dem Süden kommen. Seit dem Golfkrieg ist das ganz klar: Als Saddam Hussein versucht hat, sich Kuwait unter den Nagel zu reißen, da hat er von uns, vom reichen Fünftel, auf die Finger gekriegt, dass es gekracht hat. Zum Glück hatten wir es da mit einem echten Diktator zu tun und einer echten Völkerrechtsverletzung, so dass niemand sagen kann, wir wären nicht im Recht gewesen. Aber nicht nur Saddam hat zu sehen gekriegt, was technologisch-militärische Überlegenheit ist. Der Fernsehkrieg hat dem ganzen Süden gezeigt, wer die Bosse sind auf der Welt. Und einen ähnlichen Dienst hat uns Herr Milosevic erwiesen, der zum Glück ebenfalls ein unbestreitbarer Diktator und Kriegsverbrecher ist, so dass es niemand wagt mir dem Finger auf uns zu zeigen und uns anzuklagen, dass wir diesen Krieg durch unannehmbare Ultimaten und andere diplomatische Taten und Unterlassungen mitverursacht haben. Denn diese Kriege waren letztendlich für uns notwendig.

Täuschen wir uns nicht! Täuschen wir uns nicht darüber, wie die anderen uns sehen: Jeder von uns kann sich im tiefsten Winter für 1,50 Mark eine Nelke aus Kolumbien kaufen. Ja und, fragt da jemand? Jeden Tag fliegen Flugzeuge um die halbe Welt, nur um uns frische Blumen von der anderen Seite der Erdkugel zu bringen!. Einen solchen Luxus konnten sich nicht einmal die Kaiser im Alten Rom leisten. Sind wir nicht die Aristokraten der Welt? Wir wären naiv, wenn wir uns einreden würden, dass die restlichen fünf Sechstel uns lieben.

Natürlich profitieren wir hier nicht alle gleich von unserer Vorrangstellung in der Welt. Ein paar kommen immer zu kurz, dagegen kann man nichts machen. Wir sind nun einmal eine Leistungsgesellschaft, und da geht es zu wie im Skirennen: Wenn einer um zwei Hundertstelsekunden langsamer ist als der andere, ist der doch deswegen nicht wirklich ein schlechterer Skiläufer. Aber es können eben nur drei eine Medaille kriegen, so sind die Regeln, und die anderen gehen leer aus.

Wir sind natürlich nicht nur eine Leistungsgesellschaft, sondern auch eine Wohlfahrtsgesellschaft, und die ärmsten Sozialhilfeempfänger bei uns leben immer noch besser als die meisten Mosambikaner. Aber darauf kommt es nicht an. Es gibt halt welche, die wissen, dass sie nie eine Medaille kriegen werden, die wissen, dass sie nie zu den Erfolgreichen und Berühmten zählen werden. Und die sind eben frustriert. Dagegen kann man nichts machen.

Sicher wäre es schön, wenn wir andere Werte an die Spitze stellen könnten, Freundlichkeit, Umgänglichkeit, Humor oder die Fähigkeit, sich zu freuen und das Leben zu genießen. Aber dann wären wir nie so reich geworden, wie wir es heute sind, darüber muss man sich im klaren sein. Unseren Wohlstand verdanken wir nicht zuletzt unserem Wertesystem, das den Erfolg an die Spitze stellt.

Und die da zu kurz gekommen sind, die sich überflüssig und nicht gebraucht vorkommen, die fühlen sich gedemütigt und haben eine Wut im Bauch. Sind sie nicht auch Weiße, Europäer, Deutsche, Angehörige einer Industrienation? Gehören sie denn nicht zu der Gruppe, die für sich in Anspruch nimmt, das Salz der Erde zu sein? Warum denn gerade sie nicht?

Natürlich können diese meist jungen Leute nicht verstehen, warum wir uns einerseits bei unseren wirtschaftlichen Aktivitäten in der Welt nur in äußerst begrenztem Maß von humanitären Überlegungen leiten lassen, aber andererseits doch einer - im Grunde verschwindend kleinen - Gruppe von Menschen humanitäre Hilfe gewähren. Sie überlegen - sicherlich vereinfachend - so: Wenn wir uns auf staatlicher und wirtschaftlicher Ebene gegenüber anderen Völkern als die Herren aufführen, warum dürfen wir das dann nicht auch gegenüber den einzelnen Angehörigen fremder Völker, und noch dazu im eigenen Land?

Sie übersehen, dass ein gewisses Mindestmaß an Humanität notwendig für unser Ansehen in der Welt ist und dadurch natürlich auch zu unseren wirtschaftlichen Erfolgen beiträgt. Sie übersehen auch, dass die Kosten dieser Humanität (wenn wir sie natürlich auch gerne herausstreichen) in Wahrheit nicht allzu hoch sind. Allein die deutschen Banken verdienen an den Zinsen, die die Entwicklungsländer für Kredite zahlen, das Vier- oder Fünffache dessen, was die Bundesregierung für die Flüchtlinge und Asylbewerber ausgibt. Sowieso kommen bei uns auf 1000 Einwohner nur 3 Flüchtlinge, während, sagen wir, ein Land wie Malawi mit 105 Flüchtlingen pro 1000 Einwohner fertig werden muss. 85 % der Weltflüchtlinge bleiben zum Glück sowieso in der Dritten Welt.

Dennoch sollte man für diese vielleicht übereifrigen, radikalisierten jungen Menschen Verständnis aufbringen und sie nicht in Bausch und Bogen als Rechtsextreme und Neonazis verteufeln.

Natürlich ist es unfein, Asylantenheime anzuzünden oder "Kanaken aufzuklatschen". Das ist primitiv und roh. Vor allem schaden solche extremen Aktionen unseren internationalen Beziehungen und damit direkt unseren Exportinteressen. Aber hinter diesen dummen, und - ich wiederhole es - absolut abzulehnenden Übertreibungen steckt doch auch eine Ahnung, ein ganz realistischer Gedanke: dass es notwendig ist, einen Schutzwall zu errichten gegen den Ansturm des Südens.

Sicher muss man die Ausschreitungen unterbinden. Die Ordnung muss gewahrt bleiben. Auf der anderen Seite müssen wir erkennen, dass die Grundhaltung, die sich in diesen Ausschreitungen ausdrückt, durchaus gesund ist und sich vollkommen logisch aus unserer Stellung in der Welt als politische und wirtschaftliche Macht ergibt. Und möglicherweise, ja höchstwahrscheinlich, werden wir diese Grundeinstellung einmal in einem noch viel stärkeren Ausmaß brauchen als heute: Wer kann sagen, dass wir unsere Errungenschaften, unsere Stellung in der Welt nicht eines Tages auch mit militärischen Mitteln verteidigen werden müssen? Wenn es einmal hart auf hart kommt, wenn es einmal erforderlich wird, unsere Kultur, unsere Werte, aber nicht zuletzt auch unseren Wohlstand und unsere Vorrangstellung in der Welt mit letzter Konsequenz zu verteidigen, dann wird das nur möglich sein, wenn ein gesundes, markiges "Deutschland zuerst", "Österreich zuerst" oder "Europa zuerst" als einer der Grundwerte unserer Kultur in den Köpfen und Herzen der Menschen verankert sein wird. Darüber müssen wir uns klar sein, darüber dürfen wir uns keiner Täuschung hingeben!

Ein Europäer


Kommentar des Autors


Die Inhalte dieser Seiten sind durch registrierte Benutzer selbst veröffentlicht worden. Wenn Sie etwas bemerken, das nach Spam oder Missbrauch aussieht, kontaktieren Sie bitte den Autor.